FAQ

Warum nur gegen GHB?

GHB ist deshalb so gefährlich, weil die Überdosierung (Safer Use) oft eine Sache eines einzigen Tropfens mehr ist. In der Clubszene werden diverse andere Drogen konsumiert: Koks, Speed, Ecstasy, Dope, LSD, Keta aber keine lässt sich so schnell überdosieren mit solch fatalen Folgen. Wir reden hier von Millilitern. 0,6 Milliliter sind der sichere Bereich. Ab 1,2 Millilitern kann man schon umkippen.

Bei Drogen in Clubs gab es seit den frühen 90ern immer Grenzen, sonst wären wir längst beim Fixen aufm Klo. Würdet ihr Spritzbestecke in Clubtoiletten akzeptieren? Es wird also schon definiert, was geht und was nicht. GHB wird zudem als „K.O.-Tropfen“ für Raub- und Sexualdelikte missbraucht, und hat damit eine weitere Sonderstellung. Jeder sollte sich fragen, ob es nicht ziemlich cringe ist, sich trotzdem Felgenreiniger hinters Zäpfchen zu tropfen. Gerade durch den tragischen Todesfall in Berlin, der Auslöser dieser Kampagne war und die Needle Spiking Vorkommnisse in UK, lässt sich da nichts beschönigen.

Hans Cousto, Mitbegründer von Eve & Rave Berlin, stellt dazu fest: »Seit etwa zehn Jahren beobachten wir, daß der Mischkonsum von GHB/GBL und Alkohol der häufigste hauptursächliche Grund ist, daß Personen von Parties mit einem Krankenwagen in ein Krankenhaus transportiert werden müssen, weil eine intensivmedizinische Betreuung notwendig ist.« Deshalb warnen sowohl Eve & Rave als auch der »Autonome Drogeninfostand« an Parties mit dem folgenden Slogan: »Alk + GHB = Tatütata«.

Es gab doch schon eine Clubculture Against GHB Kampagne?

Ja das ist richtig. Fiel uns leider erst bei einer Webrecherche zu Pressemeldungen für unsere Kampagne auf. Dorian Mazurek hatte 2007 eine gleichnamige Kampagne zur Aufklärung ins Leben gerufen. Quelle: TIP Berlin

Wer steckt dahinter?

Die Kampagne wurde auf eine Anfrage von Ralf Brendeler, dem Chef des Suicide Clubs an Jens Schwan initiiert. Jens Schwan und Heiko Jansen organisieren diese Kampagne auf ehrenamtlicher Basis. Jens Schwan hat die Anfragen an Clubs, Veranstalter, Vereine, Pressemitteilungen, Webseitenerstellung und Texte übernommen. Heiko Jansen gestaltet alle Plakate und Online Banner. Kulturplakatierung stellt die Flächen für die Plakatierung und übernimmt die Druckkosten.

Werden dafür Fördermittel verwendet?

Nein.

Was ist alles geplant?

Plakatkampagne:

  • 4 Motive mit jeweils 1500 Plakaten in Berlin
  • Nachfolgend 4 weitere Motive mit jeweils 1000 Plakaten
  • Podcast Gesine Kühn (Electrronic Beats) mit mit Hinterbliebenen und Opfern / nicht sicher
  • Der ASB Berlin-Nordwest hat bereits Erfahrung mit der Drogenaufklärung (Aufklärungsveranstaltungen) und wird als Verein proaktiv ein Aufklärungsvideo für die Kampagne erstellen.

Werden GHB User durch die Kampagne stigmatisiert?

Stigmatisierungen betreffen per Definition äußere Merkmale. Also wenn Personen und Gruppen wie beispielsweise Religion, Rasse, Behinderung etc., mit negativen Bewertungen belegt und die Betroffenen, als „die Farbigen“, oder „die Behinderten“ bezeichnet werden. (Quelle)

Das macht es also schwierig hier von Stigmatisierung zu sprechen. Wir müssen uns vor Augen halten, dass wir hier immer noch von Drogen reden. Während sich beim Thema „Alkohol für Zehnjährige“ alle (hoffentlich) einer Diskussion verweigern würden, wollen manche beim Thema GHB diese Diskussion führen, und volljährigen Freizeitkonsumenten eine Opferrolle zuweisen; trotzdem sie frei in ihrer Entscheidung sind, GHB zu konsumieren, oder eben nicht.

Es ist ein Unterschied, ob ich einen Suchtkranken auf Entzug als „Opfer“ abwerte ODER betroffene Veranstalter/Clubs junge Erwachsene darum bitten, ihre Door Policy zu respektieren. Wer ernsthaft argumentiert, dass wäre stigmatisierend und „schädliches Bullenverhalten“, vergisst dabei die Menschen, die im Nachtleben arbeiten, und das ausbaden müssen. Für die ist das unglaublich belastend. Deswegen sollten auch GHB positive Partyveranstalter das benennen müssen, wenn sie bei Locations anfragen.

Was versprechen wir uns davon?

Die Kampagne dient dazu, Verantwortung zu zeigen und der „Allgemeinheit“ ein starkes Signal zu senden, dass dieses Problem nicht totgeschwiegen wird. Es ist da. Es wird anerkannt. Und es wird Stellung bezogen. Um das ganz klar zu sagen: Hausverbote bei GHB Konsum sind letztlich Selbstschutz. Das wird wird nicht alle Gäste davon abhalten, überhaupt erst GHB zu konsumieren, aber einige schon, bevor sie nie wieder in ihren Lieblingsladen kommen.

Unnötig zu erwähnen: Clubs sind nicht dafür verantwortlich was ihre Gäste zuhause machen. Es ist ein freiwilliges PLUS, dass Clubs mit Drogenberatungen wie SONAR seit längerem erfolgreich zusammenarbeiten. Zudem: Ein GHB Verbot im CLUB und gleichzeitige Aufklärungsarbeit gehen ohne Probleme zusammen. Wer übrigens argumentiert, dass man einfach raus gehen kann, um GHB zu konsumieren vergisst dabei, das der Wiedereintritt im Club heutzutage gern mal 5 Euro kostet.

Ist das eine Verbotskampgane?

Nein. Die Kampagne ist von Anfang super transparent und wir haben uns bemüht wirklich alle ins Boot zu holen. Vor allem bei der Ausrichtung der Message schreiben wir keiner der betroffenen Locations irgendwas vor. Alle Beteiligten können ihre Plakate völlig unabhängig gestalten. Die Kampagne hat zudem eine klar definierte Zielgruppe: Freizeitkonsumenten in Clubs. Wir können aber nicht beeinflussen, dass sich Akteure dagegen entscheiden, weil sie eine strenge Türpolitik ablehnen.

GHB User sind durch Verbote mehr gefährdet?

Wer weiterhin argumentiert, dass tödliche Überdosierungen auch dadurch entstehen, dass Personen sich nicht trauen, sich ihren Kontakten oder dem Clubpersonal anzuvertrauen, weshalb sie in einer Notsituation alleine sind, hat damit zwar Recht, aber spricht im Gegenzug den Clubs ihr Selbstbestimmungsrecht ab und zwingt sie in eine problematische Grauzone gegenüber der Polizei.

Im Falle einer Überdosierung führt GHB zu bewusstseinseinschränkenden/stark einschläfernden Wirkungen. Der Übergang zwischen diesen Effekten ist nicht gleitend, sondern man kann hier von einem „An-/Aus-Prinzip“ mit plötzlichem Einschlafen sprechen. Personen können deswegen gar nicht mehr in der Lage sein, sich noch dem Clubpersonal anzuvertrauen.

Zudem gibt es keine Notwendigkeit (und kein Recht) unbedingt GHB im Club zu konsumieren. Selbstbestimmung hört da auf, wo ich das Private verlasse und den Club mit seinen Regeln betrete. Anders gesagt:

Wenn ich dich zu mir nachhause einlade und bitte, nicht in meiner Wohnung zu rauchen, dann wirst du mir sicher kein stigmatisierendes Verhalten und eine Polizeimentalität vorwerfen, sondern das einfach akzeptieren. Genauso ist es mit Clubs und GHB.